GESCHICHTE

des KreativQuartier-Annen

Die Geschichte des Kreativquartier-Annen begann damit, dass es einige Wittener Künstler in die Annener Bebelstraße verschlug. Nach Annen zu gehen, war für Künstler damals eigentlich nicht so richtig schick. Aber es gab dort leerstehende Ladenlokale und es gab eine Künstlerin namens Birgit Wewers und einen Verein namens Kunst und Begegnung, die gemeinsam die Vermieter der Läden davon überzeugten, sich der Idee der künstlerischen Stadtteilbelebung zu öffnen und ihre Räume Künstlern für wenig Miete zur Verfügung zu stellen.

Und es gab Herrn Ostermann, der das Ganze finanziell unterstützte und Jonas Heinevetter und seine Kollegen, die sich als erste Künstlergemeinschaft in der Geschwister-Scholl-Straße ansiedelten und die Galerie Himmelstropfen gründeten, die, unter der Leitung von Jonas Heinevetter und Frank C. Schlawin über 10 Jahre ein wesentlicher Bestandteil der Wittener Kulturszene sein sollte. Jonas arbeitete von Beginn an mit den Kindern in der Straße, begründete den guten Austausch mit der Nachbarschaft und legte damit das Fundament für die heutige Vereinsarbeit des KreativQuertier-Annen. Birgit Wewers gefiel es so gut in der Straße, dass sie kurzentschlossen mit ihrem eigenen Atelier von der Ardeystraße hierher zog.

2014 kam Vivien Knoth dazu, zunächst als neues Mitglied des Himmelstropfen Teams. Bis dahin kannte und mochte man sich gerne innerhalb der Künstler Gemeinschaft, arbeitete aber für sich. Nun stellten die Künstler fest, dass sie sich genug gerne mochten, um etwas zusammen machen zu wollen. Kunst natürlich, das lag offenkundig in der Natur der Sache. Sie beschlossen zu feiern, was sie am liebsten hatten und machten – die Kunst und ihre Nachbar- und Freundschaft – und machten zusammen das 1. Annener Kunstlichterfest.

Das war im November 2017, als es drei Ateliers und fünf darin arbeitende Künstler in der Straße gab. Die eigene Freude und Begeisterung sprang ganz offensichtlich auf die Gäste über und das Resümee nach der Veranstaltung war so positiv, dass allgemein der Wunsch nach „mehr“ geäußert wurde. (Annen war eigentlich noch immer nicht so richtig schick für Künstler.)

Da Kunstmachen Geld braucht und Stadtteilentwicklung auch, schauten sich die Akteure nach möglichen Quellen dafür um, fanden das KreativQuartier-Programm der e-c-c-e und beschlossen, sich darum zu bewerben, ein gefördertes KreativQuartiers zu werden. Am Ende des nun folgenden, ca. einjährigen Prozesses waren sie um viele neue Ideen, Erfahrungen in Sachen Netztwerktreffen und Auseinandersetzungs-Strategien reicher, hatten gute Beziehungen zur Stadt und allen möglichen tollen, wichtigen, netten, kreativen Leuten drumherum und weiter weg aufgebaut, einen Verein gegründet und sich damit vertraut gemacht, was es heißt, einen solchen zu führen, – nur e-c-c-e Kreativquartier konnten sie nicht werden, da das KreativQuartier-Programm der e-c-c-e erst einmal auf Eis gelegt wurde.

So blieb von der ganzen Geschichte zunächst nur der gute Wille der Beteiligten übrig und ein Verein mit einem Namen, der eigentlich seinen Sinn verloren zu haben schien. Jonas Heinevetter und Frank C. Schlawin verließen das Quartier. Ihre Arbeit hat die Gemeinschaft nachhaltig geprägt und wirkt bis heute nach. Nach einer ziemlich turbulenten Phase des sich wieder und neu Findens und der personellen Umstrukturierung waren die übrig gebliebenen Künstlerinnen sich einig, dass sie die Herausforderung annehmen wollten. Dann halt KreativQuartier, ohne KreativQuartier Status. Denn was sie machen wollten, hatte sich nicht geändert, nur Geld gab´s erst einmal keines.

Der Himmelstropfen schloss seine Türen und wartete geduldig darauf, ein Cafe zu werden. Im Frühjahr 2020 öffnete das Cafe Velcome dort seine Türen, das eine große Bereicherung für das Viertel ist.

Vivien Knoth fand ein Obdach im Atelier eigenartich und stellte fest, dass es ihr dort gefiel und dass sie und ihre Kollegin Birgit Wewers sich nicht nur gut verstanden, sondern auch sehr gut zusammen arbeiten konnten. Mit viel Glück fanden sich neue Mitstreiter und der Start in die Vereinsarbeit konnte endlich stattfinden. Seitdem ist Zeit ins Land gegangen und Wasser den Bach herunter geflossen. Aus den anfänglich noch unsicheren Versuchen, sich in die Vereinsführung einzuarbeiten, ist durch viel learning by doing mittlerweile eine Struktur entstanden, die auch die Organisation größerer Projekte wie der „Runde um den Block“, mit 140 Beteiligten, in einer Weises stemmen kann, die den Organisatoren erlaubt, neben der Erfüllung der anfallenden Aufgaben, noch Freude an der Arbeit zu haben.

Die Projekte, die in den letzten zwei Jahren das Quartier belebt und bereichert haben, unter der Mithilfe vieler wunderbarer Menschen, sprechen für sich und müssen hier nicht noch einmal Erwähnung finden. An dieser Stelle möchten wir – die Quartierskreativen – mit Freude und zugegebenermaßen auch Stolz, auf unser gemeinsames KreativQuartier schauen. Wir freuen uns darüber, wie viel Schönes entstanden ist, welche spannenden (wenn auch nicht immer leichten) Erfahrungen wir machen durften, was wir lernen konnten und wie viele tolle Menschen wir, im Austausch und in der Arbeit, kennen gelernt haben.

Voller Neugierde und freudiger Erwartung schauen wir auf die Zeit vor uns. Pläne und Ideen sind vielzählig vorhanden – was aus ihnen entstehen wird – darauf sind wir sind selber gespannt. Und wir bedanken uns – von Herzen – bei allen Menschen, die uns unterstützt und mit uns zusammen gearbeitet haben und freuen uns auf mehr.

Und vielleicht wird´s irgendwann auch noch schick für Künstler in Annen, wer weiß 😉 Wir glauben daran.